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MANLEY NEO CLASSIC 300B – Röhren-Vorverstärker

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"Enjoy the Music" 7/2002

MANLEY LABS SHRIMP VORVERSTÄRKER

Nachsehen und Hinhören

Dick Olsher



Monatelang köchelte EveAnna´s kleines Krustentier auf meinem BBQ (barbecue). Der Shrimp, entsprechend der neuen Vorgabe zur Namensgebung bei Manley, nach einem Wassertier getauft, wurde als Vorverstärker der Einstiegsklasse angekündigt. Die Anekdote sagt, dass sein erster Arbeitstitel "Anchovy" (Sardelle) war, den EveAnna (Manley) auf Pizzen und im Cäsar´s Salad so gerne mag. Da viele Menschen ihre Vorliebe für Sardellen nicht teilen, wurde der Name kurzerhand in Shrimp geändert. Ich möchte Sie vorwarnen, dass ein Vorverstärker der mittleren Preisklasse mit Namen Prawn (bei Manley) in Bearbeitung ist, dem ein Lobster ohne Kosten-Limit folgen soll.

Spaß beiseite, trotz des unscheinbaren Namens und seines erträglichen Preises ist der Shrimp wesentlich mehr als eine Einsteiger-Vorverstärker. Er kann ganz sicher bei den großen Fischen mitschwimmen. Ich werfe einen zweiten Blick auf dieses perfekt angerichtete Produkt, dem bereits unser Tony Maresch extrem süchtig machende Fähigkeiten zugeschrieben hat.

Anerkennung dem Entwicklungsteam (EveAnna Manley, Mitch Margolis und Baltazar Hernandez) für eine gelungenen Arbeit. Im Vergleich zum Stingray (Vollverstärker) ist sein Aussehen weniger aufdringlich und doch edel. Die äußere und innere Verarbeitung sind ungewöhnlich für ein Produkt in dieser Preisklasse. Die Frontseite wird dominiert durch einen Lautstärke-Knopf im Manley-Format, fast von der Größe einer Kirchenglocke. Dieser Drehknopf, so stellt sich heraus, betätigt einen Noble Potentiometer, dem im Schaltplan ein Noble Balance-Kontrolle folgt.

Größe und Chassis-Form lassen nicht sogleich auf einen Rören-Vorverstärker schließen. Insgesamt 4 Röhren verstecken sich unter der Abdeckung: je 1 Paar 12AT7 und 7044 Doppeltrioden. Der Trick der horizontalen Anbringung macht es möglich. Die 12AT7 stammt aus der Ei-Fabrikation im ehemaligen Jugoslawien. Diese neuen Röhren werden bei Manley hinsichtlich Qualität und Zuverlässigkeit getestet. Die Ei ist eine toll klingende Röhre und ich möchte die Anstrengungen der Manley Labs, diese Röhre ihren Kunden zugänglich zu machen, öffentlich würdigen.

Sie werden sich dann fragen, warum der Spannungsgain bei so vielen Trioden nur einen Faktor von ca. 4 hat (11.8 dB). Dazu möchte ich zuerst einmal klar stellen, dass ein Spannungsgain von 4 oder 5 für einem Line-Vorverstärker ideal ist. Viele der Vorstufen da draußen bieten einen Faktor von 10 und mehr beim Gain, was die Lautstärkeregelung über eine Stellung von 9:00 Uhr hinaus schwierig macht. Außerdem bedeutet höheres Gain auch größeres Rauschen und ein schlechteres Signal/Rausch-Verhältnis. Der Grund für den niedrigen Gain liegt meiner Meinung nach im außerordentlich gelungenen und wirksamen Schaltplan. Die Eingangsstufe besteht aus einer 12AT7, die in einer gemeinsamen Kathoden-Konfiguration betrieben wird. Ihre Vorteile sind bedeutsam: hohe Eingangsimpedanz, niedrige Ausgangsimpedanz und Entfall der Phasen Umkehrung. Der einzige Nachteil, und wirklich ohne Belang in dieser Anwendung, ist der niedrige Gain. Es ist die einzige Gainstufe im Schaltkreis. Die Ausgangsstufe besteht aus einem Puffer, der eine niedrige Ausgangsimpedanz und eine hohe Bandbreite liefert. Anstatt nach einem üblichen Schaltplan in Kathoden-Folge zu arbeiten, bringt Manleys Variante eines Schaltplans in White-Folge größere Überlastungs-Spannen, geringere Verzerrung und eine besonders niedrige Ausgangsimpedanz von 50 Ohm. Als generelle Regel sollten Sie jede Line-Vorstufe mit mehr als 500 Ohm ablehnen, da ansonsten die gegenseitige Beeinflussung von Kabel und Gerät bei einer höheren Impedanz zu einem Problem werden könnte. Der Shrimp kann eine schöne Menge an Strom "verarbeiten" und dadurch auf eine niedrige Impedanzlast von sagen wir 600 Ohm verstärken. Das macht ihn zu einem idealen Kopfhörerverstärker. Interessanter-weise ist kein Kopfhöreranschluss vorgesehen.

Hochwertige MultiCaps werden als Film-Folien-Kondensatoren eingesetzt. Die einzige Ausnahme ist in der Ausgangsstufe zu finden, wo zwei riesige 30 uF metallische Polypropylen MultiCaps benutzt werden, um einen extrem niedrige Trenn-Frequenz im Bass zu erreichen. Das ist eine schöne Geste und nicht (üblich) in der Einstiegs-Kategorie. Beachten Sie bitte, dass MultiCaps eine längere Einspielzeit brauchen. Sehen Sie mindestens 24 Stunden vor, ehe Sie mit dem eigentlichen Hören beginnen.

Der Klang

Das Erste, was Ihnen auffallen wird, ist die niedrige Rausch-Ebene. Es ist wie Bungee-Springen hinab zu den Tiefen des musikalischen Fundaments. Das Ausebben der Umgebungsinformationen wurde bemerkenswert gut gelöst. Nuancen einer Mehrkanal-Mischung, wie vokale Überspielungen, konnten leicht ausgemacht werden. Einzelne Instrumente blieben in komplexen Passagen klar zu unterscheiden. Allgemein konnte seine Klarheit mit der jedes anderen Vorverstärkers mithalten, unabhängig von deren Preislage.

Der Shrimp konnte schnell schwimmen: ein Gefühl von Geschwindigkeit durchdrang die Musik. Gezupfte Instrumente und Klavierläufe kamen mit einer exzellenten Dynamik hervor. Übergänge bei den hohen Tönen klangen natürlich, mühelos und ohne Schärfe. Einen beträchtlichen Anteil daran müssen die niedrige Ausgangsimpedanz und der außerordentliche Strom-Fluß dieses Designs haben. Es wird garantiert, dass es keine ungewöhnliche Beeinflussung zwischen Kabel-Impedanzen und Verstärker-Impedanzen geben kann.

Raum ist das letzte, verbleibende Grenzgebiet. Er ist das Terrain, auf dem sich Röhren und Transistoren ihren letzten Kampf liefern. Wenn es um das 3-dimensionale Empfinden geht, um das Gefühl, sich hinzubewegen, um jemanden zu berühren, lassen Röhren den Transistoren keine Chance. Es ist eine Frage des Fokus in der Abbildung und der Schichten in den Klangbühnen. Unter dem Gesichtspunkt konventioneller Entwicklungsvorgaben sind Silikon-Designs (Transistoren) nahe an der Perfektion. Aber ihnen fehlt Emotionalität und räumliche Überzeugung. Das ist ein perfektes Beispiel von Spezifikationen, die nicht alles ausdrücken können. Die Freude an einer Musikwiedergabe ist abhängig von der Wahrnehmung. Das war 50 und mehr Jahre zurück, als das Ohr als die letzte Instanz für Musikalität war, klar verstanden worden. Einige Technokraten verurteilen diese Meinung wie auch das Testen von Wein und verkennen dabei den entscheidenden Punkt: zu Hause Musik zu hören hat nur mit Vergnügen zu tun. Ich würde genau so wenig eine Flasche guten Weins auf der Basis einer chemischen Analyse kaufen, wie ein Audio-Gerät aufgrund einer Spezifikation. Ich möchte damit nicht andeuten, dass der Shrimp bei den Messungen versagt – dem ist nicht so. Aber der Unterschied im Fokus und in der Tiefenstaffelung zwischen dem Shrimp und einem 3 x teureren Solid-State Verstärker ist erschreckend. Frühe Transistorenverstärker waren nur einer (flachen) 2D-Perspektive fähig, zeitweise mit Abbildungen, die lediglich auf ausgeschnittene Kartonfiguren auf der Klangbühne schließen ließen. Und nach 40 Jahre währender Bemühungen kann die Ultra-HighEnd Transistoren-Vorverstärkung bestenfalls 2,5D-Perspektiven hervorbringen. Im Gegensatz zum Shrimp, der alles bringt. Zusammen mit angemessenen Quellgeräten geraten die bildhaften Konturen in greifbaren Focus. Zusätzlich war die Bildplatzierung präzise und felsenfest. Ich hatte das Gefühl, als würde ein heller Scheinwerfer auf die inneren Winkel der Klangbühne gerichtet und für beispielhafte Transparenz sorgen.

Klanglich war die Präsentation des Shrimp leichtfüßig und luftig. Unmittelbar vor der Box war eine leichte Helligkeit des Klangs zu vernehmen, die aber nach der erforderlichen Einspielphase abnahm. Vollkommen zurück ging sie erst, als ich die Ensemble Tube Sox über die gesamte Röhrentruppe stülpte. Diese gleicht einem Kondom, wird aber nicht zum Vergnügen angelegt. Die sind aber tatsächlich cleverer als es den Anschein hat. Gewebt aus Fäden, von Kevlar und reinem Kupfer, kann Tube Sox perfekt angepasst werden, um Röhren-Mikrophonie zu dämpfen – gleichzeitig auch Wärme von der Glasoberfläche abzuleiten. Und sie arbeiteten in diesem Fall perfekt. Die oberen Mitten bekamen eine Spritze ausreichender Wärme, um den Glanz der Violinen-Obertöne und die Patina der Sopranstimme zu bewahren. Andererseits waren die unteren Mitten nicht ganz nach meinem Geschmack. Ich bevorzuge groß-volumigen, starken Klang, wie Sie ihn von einem Vorverstärker auf 6SN7-Basis erwarten mögen. Der 6SN7-Klang könnte als großartig und wahrscheinlich romantisch beschrieben werden, ganz sicher als beseelt und "bluesy" im Charakter. Es ist eine Interpretation, die als leicht euphonisch bezeichnet werden kann, die aber mein musikalischen Empfinden anspricht. Das schaffte der Shrimp nicht. Der Klangschwerpunkt war zu den oberen Mitten hin verschoben, was den Klangcharakter schlanker und weniger großartig erscheinen ließ. Wenn Neutralität als eine perfekt ausbalancierte Schaukel definiert wird, dann tendiere ich zu einer leichten Gewichtung hin zu dem, wie es im Konzertsaal klingt, eine stärkere Betonung der tieferen Oktaven. Unglücklicherweise geht der Trend heute bei modernen Entwicklungen in die entgegengesetzte Richtung, nämlich hin zur Stärkung der oberen Oktaven.

Der Shrimp stieg durch die "flotte" Handhabung dynamischer Nuancen beachtlich auf der Genuss-Leiter nach oben. Stellen Sie sich den präzisen Lauf eines hochwertigen Schweizer Uhrwerkes vor, das eine Zeiteinteilung von großer Genauigkeit vorgibt. So spult der Shrimp mikrodynamische (Passagen) ab und nimmt jede Stufe der Lautstärkeleiter ohne auch nur eine Sprosse auszulassen. Der emotionale Inhalt der Musik verebbte und floss ungehindert. Eines meiner wichtigsten Kriterien dabei ist die leidenschaftliche Wiedergabe der menschlichen Stimme. Ich weiß, dass einige Audiophile mich in diesem Zusammenhang als Legastheniker bezeichnen, die haben recht. Aber bei der Stimme kommt die Magie aus den kleinen Details. Für mich ist es entscheidend, Tonfolgen, die Gefühle vermitteln, mit subtiler Lautstärke und Tonhöhe aufzulösen. Ich freue mich, mitteilen zu können, dass ich die Fähigkeit des Shrimp, die Leidenschaft einer Solostimme durchgehend wiederzugeben, ohne Einschränkung genoss.

Zusammenfassung

Der Shrimp ist ein engagierter Bewohner des Meeres. Seine Klarheit, Detailauflösung und dynamische Überzeugung arbeiten zusammen, um eine gesunde Dosis an ZEN zu erzeugen. Es ist eins der wenigen Geräte, die es dem Hörer gestatten, ohne Anstrengung Zwiesprache mit der Musik zu halten. Vergessen Sie all den Unsinn hinsichtlich Einstiegs-Vorverstärker. Das einzige Einstiegselement hierbei ist sein Preis. Ihn zu hören, zwingt sich auf, unabhängig vom Preisargument. Nur zu, probieren Sie ihn. Ich denke, dass Sie mir zustimmen werden, dass der Shrimp eine leckere Klangkost darstellt. Bon Appetit!

  • Tonalität: 80
  • Tiefenbass: 10 – 60 Hz 90
  • Mittlerer Bass: 80 – 200 Hz 88
  • Mittlere Frequenzen: 200 – 3.000 Hz 92
  • Hohe Frequenzen: 3.000 Hz + 95
  • Dynamik: 95
  • Ausklingen: 95
  • Innere Auflösung: 95
  • Klangbühnenbreite vorne: 90
  • Klangbühnenbreite hinten: 95
  • Klangbühnentiefe hinter den Lautsprechern: 97
  • Klangbühnenausdehnung im Raum: 92
  • Abbildung: 98
  • Verarbeitung: 95
  • Eigengeräusch: 100
  • Preis-/Leistungs-Verhältnis: 100


Spezifikation

  • Röhrenausstattung: zwei 12AT7 und zwei 7044
  • Eingänge: 5 RCA Line-Eingänge (Cinch)
  • Besonderheiten Mute-Schalter und Mute-Verzögerung beim Warmlauf
  • Stufenloser Drehknopf zur Noble Balance Steuerung
  • "Record"-Ausgangsbuchse
  • Zwei Paar asymmetrische RCA-Ausgänge (Cinch)
  • Gain: 11,8 dB
  • Frequenzbreite: 10 Hz – 80 kHz
  • Rauschabstand: 95 db A WGT 20-20K
  • Eingangsimpedanz: 250 kOhm
  • Ausgangsimpedanz: 50 Ohm

STEREOPHILE 12/2001 No. 24 – Analog Corner


"In Verzückung!" - MANLEY STEELHEAD
Röhren-MM/MC-Phonostufe

Michael Fremer



"Der Steelhead ist das flexibelste, benutzerfreundlichste Phonoteil, das mir je begegnet ist" Insgesamt hat der Steelhead mir die beste Vinyl-Wiedergabe beschert, die ich jemals auf meiner Anlage gehört habe. Er verbindet Schnelligkeit, breites Frequenzband, Auflösung, harmonische Struktur, Focus, Luftigkeit, Tiefe der Klangbühne, spezielle Abbildung und, am wichtigsten, die umfassende musikalischen Kohärenz in einer Weise, dass die Musik aus den Lautsprechern herauszufliegen scheint, losgelöst von jeglichen mechanischen oder elektrischen Fesseln.

Ich saß einige Stunde vor einem weißen Cursor und zermarterte meinen Kopf auf der Suche nach dem Anfang für diesen Artikel, und nichts fiel mir ein. So gab ich es auf. Ein Bericht über eine HiFi-Messe in den England oder Italien? Ich denke nicht. Mein Flug dorthin war für den Abend des 11 September (2001) geplant.

Als meine Frau mich von ihrer Arbeit aus anrief, um mir zu sagen, dass ein kleines Flugzeug mit einem der Türme des WorldTrade Center zusammengestoßen sei, war ich gerade beim Packen. Ich schaltete den CNN ein und packte weiter und dann sah ich live die Kollision des zweiten Flugzeugs. Ich packte wieder aus. Und selbst wenn Virgin (Airlines) fliegen würde, ich würde jedenfalls nicht fliegen. Wie es sich herausstellte ist in dieser Nacht niemand aus Newark geflogen.

Zwei Wochen lang nach dem 11. September war es mir unmöglich, mich auf etwas anderes als auf das Tagesgeschehen zu konzentrieren, Gelegentlich ging ich nach unten, um mir musikalischen Trost zu holen; aber diese Hörproben konnten schwerlich als Testhören gelten. Sie sollten meine Gedanken beruhigen und mich vom TV fernhalten, Meine Anlage und meine Plattensammlung haben mich nicht im Stich gelassen; viel Brahms, viel Bach und, aus bestimmten Gründen, viel Brian Eno. Am Stück habe ich so das Bruno Walter Album der 4 Brahms-Sinfonien gehört (Columbia D45615). Und als ich grübelte und mir hundeübel war, legte ich The Clash und Led Zep auf, um Dampf abzulassen. Ich denke, dass alle, die dies lesen, sich während dieser schwierigen Tage einer ähnlichen musikalischen Behandlung unterzogen haben.

Da dieser Artikel ein Bericht über eine Messe werden sollte, hatte ich mich während der ersten 10 Tage des Septembers auf die Monoblöcke von Kora Cosmos konzentriert. Die meiste Zeit hörte ich die Kora Cosmos mit Hovlands integrierter Phono-Stufe. Aber ich saß auf einer Schatzkiste voll mit Phono-Verstärkern, die in den nächsten Monaten getestet werden sollten: Pass Xono, Marley Steelhead, und Final Labs.

Der Steelhead wurde zuerst auf der Consumer Electronics Show 2001 vorgestellt. Neun Monate später wurde das lange versprochene Testmuster von EveAnnas Baby bei mir angeliefert. Wenngleich die Konzeption dieses stolzen Kindes auf EveAnna zurückgeht, entwickelt wurde es von Mitch Margolis, dem HiFi-Chef-Designer.

Der Steelhead ist das flexibelste und benutzer-freundlichste Phono-Teil, dem ich je begegnet bin. Es hat 2 Moving Coil-Eingänge (MC) an der Rückseite, einen mit RCA (Cinch-)Steckern, der andere mit DIN-Steckern (weiblich), damit Sie vorzugsweise Ihre mit DIN-Steckern versehen Tonarme (SME, Graham etc) mittels eines DIN/DIN-Kabels anschließen können.

Für den Moving Magnet-Eingang (MM) gibt es nur ein Paar RCA-Buchsen (Cinch). Es gibt fixe und variable Ausgänge; letztere in Verbindung mit dem Lautstärkeregler an der Frontseite, und drei Masse-Klemmen: einen für das Phono-Eingangskabel, und zwei bei den Ausgangsbuchsen, bezeichnet als Chassis und Circuit (Schaltkreis); außerdem befindet sich auf der Rückseite der Multi-Pin Stecker für die Stromversorgung.

Auf der linken Seite der Frontplatte gibt es den Gain-Schalter mit 4 Raster-Positionen (50, 55, 60, 65dB), der bei Benutzung automatisch auf "mute" schaltet, um dem Lautsprecher unangenehme "Explosionen" zu ersparen, und einen Eingangswählschalter mit 3 Raster-Positionen (MC1, MC2, MM). Rechts sehen Sie den Volume-Drehknopf (ein Noble Potentiometer von audiophiler Qualität) und vier Druckschalter: STANDBY, SUM, DIM und MUTE. Dazwischen befindet sich ein weiterer Drehschalter, der je nach Wahl des MM oder MC-Eingangs für verschiedene Funktionen zuständig ist. Bei MM können Sie mit ihm die Impedanz wählen: 25, 50, 100, 200 Ohm und 47 kOhm. Wozu Sie diese brauchen? Lesen Sie einfach weiter.

Bei MC können Sie mit diesem Schalter den "Variable-Load-Auto-Tranny" regeln (Manly-Slang für den Transformer/Autoformer des Steelhead), dem diese Vor-Vor-Stufe ihren Namen verdankt. Der Schalter steuert die 5 Anpassungen am Manley-eigenen "dual-primären, zweiadrig gewickelten, mit großer Bandbreite, geringem Widerstand, mit mehrfach abgeschirmten Nickel-Kern ausgestatteten Step-up Autoformer" ; mit ihm können Sie zwischen den Einstellungen 25, 50, 100, 200 und 400 Ohm wählen. Bei der Impedanzanpassung des Tonabnehmer-Systems mit dem Set-Up Transformator wird zugleich auch die Signalstärke verändert. Das hat eine effiziente Umwandlung mit geringem Verlust des Abtast-Signals zur Folge: von extrem niedriger Spannung/hoher Stromstärke hin zu hoher Spannung/niedriger Stromstärke. Wenn Sie sich dagegen wehren, die Impedanz eines MC-Systems niedriger anzusetzen, dann geben Sie unnötige Signalstärke weg, weswegen konventionelle Lasteinstellungen den Klang einzuschnüren scheinen und das Ausgangssignal abschwächen – manchmal zum Vorteil, manchmal auch nicht. Weitere Schalter auf der Frontplatte ermöglichen eine flexible Anpassung der Kapazität jedes Kanals des Tonabnehmersystems in Stufen von 10pF bis 1100 pF.

Design

Der Steelhead hat das Aussehen eines medizinischen Heimgerätes aus den 50er Jahren. Nennen Sie es pott-häßlich, Retro-Studio (Design) oder was auch immer; ich meine, dass er schwerlich als schlank und "smart" beschrieben werden kann. Offensichtlich ist Manley zu einer blau-grauen Farbe der Frontplatte übergegangen (wie man sich auf ihrer WEB-Seite www.manleylabs.com überzeugen kann), was natürlich besonders hilfreich sein wird. So wie er bei mir angeliefert wurde, mit vergoldeter Frontplatte, großen blauen LEDs, schwarzen Drehknöpfen und hinterleuchtetem Bildschirm-ähnlichem "Manley Steelhead"-Logo, ist er so attraktiv wie ein abgeschnittener Fischkopf.

Über eine "Nabelschnur" am vergoldeten 16 Pin-Anschluss, erhält er seinen Saft aus dem leistungsstarken, regulierten, ausgegliederten Multi-Kanal-Netzteil; wobei jeder Kanal getrennt (Strom und Masse) über ein abgeschirmtes, mehradriges Kabel versorgt wird. Die RIAA- und die Verstärker-Stufe haben je eine 6922 und zwei 7044-Röhren in ihrem Schaltkreis. Nach der sehr gut geschriebenen und sehr informativen Bedienungsanleitung, baut das Schaltungsdesign auf der Erfahrung der letzten 50 Jahre auf, um besten Gebrauch der aktiven und passiven Komponenten und des Schaltungsaufbaus zu machen. Was, wie auf Rückfrage bestätigt, eine Umschreibung dafür ist, dass die 1. Gain-Stufe ein JFET enthält. Als ich EveAnna fragte, ob sich ein Transistor im Signalpfad befinde, – worauf ich wegen des übergroßen Gain verbunden mit "nachtschwarzer Stille" kam – erklärte sie mir, dass sich ein JFET mit großem Querschnitt vor der ersten Röhren-Gain-Stufe befinde. "Die Hybridschaltungen liefern gleichzeitig breites Band, großes Gain, geringes Rauschen und geringe Verzerrung ohne (größeres) negatives Feed-Back; außerdem gibt es keine globale, negative Gegenkopplung". Dieses Design soll bewirken, dass der Verstärkungsfaktor jeder Stufe unbeeinflusst bleibt vom Röhren-Gain oder den Übertragungsschwankungen, welche sich aus den Fertigungstoleranzen bzw. dem Alter der Röhren ergeben können.

Mitch Margolis unterstreicht den Unterschied seines Designs, wenn konfrontiert mit den üblichen "ausgehungerten" Vorverstärkern-Schaltungen auf 12AX7-Basis, wobei er hinweist auf die besondere Steelhead Eigenschaft eines hohen Ruhe- und Arbeits-Stroms jeder Gain-Stufe. Dadurch können die statischen und die dynamischen Impedanzen niedrig bleiben, was wiederum die Bandbreite des Systems vergrößert.

Die RIAA EQ Schaltung adressiert alle vier RIAM-Eck-Frequenzen oder Zeitkonstanten, einschließlich der oft vernachlässigten 3,2s, welche sich auf einer flachen Kurve bei 50Hz einstellen, anstatt dauernd HF-Reaktion "herauszurollen", wie bei vielen (wenn nicht den meisten) anderen Phono-Teilen der Fall. Die Bedienungsanleitung besagt, dass durch den dauernd möglichen HF Ausstoß, ein etwas "lebloser und abgerückter" Klang entsteht, dem Impakt, Detail und Durchschlagskraft fehlen. Die RIAA-Schaltung benutzt werkseitig eingestellte variable Kondensatoren als auch handverlesene feste Kondensatoren mit 1% Toleranz.

Unbegrenzte Möglichkeiten und schlaflose Nächte

Der Gebrauch des Steelhead war einfach, allerdings bleibt er wegen der vielfältigen Gain- sowie Last-Einstellungen und anderer Möglichkeiten eine fragwürdige Wahl für den audiophilen Fanatiker elektrischer und mechanischer Justagen; denn er wird sich immer fragen, ob die gefundene Einstellung richtig und genau genug ist. Denn auch die Entscheidung für den MM- oder MC-Eingang wird nicht so einfach sein – der Steelhead liefert genügend Gain am MM-Eingang, um einen MC-System mit schwacher Ausgangsspannung zu verkraften. Gerade höre ich den neuen Lyra Helikon SL mit schwachem Ausgangssignal (0,22 mV) über den MM-Eingang des Steelhead an der 60 dB Gain-Stellung und habe ihn direkt an den Musical Fidelity Nu-Vista 300 End-Verstärker angeschlossen. Der Lautstärkeregler steht auf 2:00 Uhr und es ist laut! Stellen Sie sich das vor.

Wenn außer Betrieb, kann der Steelhead in Standby-Mode bleiben. Damit werden praktisch alle Arbeitsströme vom Gerät ferngehalten, nur die Steuerungselektronik wird aus einem kleinen, separaten Trafo im Netzteil mit Strom versorgt. Drücken Sie den Standby-Knopf ein zweites Mal, dann erwacht der Steelhead zum Leben. Der "SUM"-Knopf führt die beiden Kanäle zum monophonen Hören zusammen, funktioniert aber nur in der variablen Ausgangs-Stellung – genau wie der "DIM"-Knopf, der das Ausgangssignal um 20dB reduziert, praktisch für den "Schnelltest" einer LP oder um ein Telefonat entgegenzunehmen. Drücken Sie "SUM"- und "DIM"-Knopf gleichzeitig, dann kommen Ihnen kleine Brötchen aus feinem Teig, mit Dampf aus dem hell erleuchteten Manley-Logo auf der Frontplatte entgegen. Zum Glück arbeitet der "MUTE"-Knopf sowohl am fixen als auch am variablen Ausgang.

Beide Ausgänge, fix und variabel, laufen über eine Röhrenstufe, mit niedriger Ausgangsimpedanz. "Ohne die "abgewichsten" Kathoden-Ausgänge anderer Hersteller (oh, wie langweilig)", so ist es auf der Manley-WEB-Seite zu lesen, mit dem Zusatz "Okay, hören Sie doch mit den audiophilen Kabeln mit hoher Kapazität, warum auch nicht?" Ich habe es getan.

Wählen Sie Ihren Klang

Denn es gibt so viele Variable und Sie können diese ganz einfach aussuchen; weswegen es auch fast unmöglich ist, den spezifischen Klang des Steelhead zu beschreiben. Innerhalb gewisser Grenzen können Sie aus ihm und ihrem Abtastsystem einen beliebigen Klang herausholen, wie es Ihnen gerade gefällt. Aber egal, wie weit Sie die Impedanz am MC-Eingang, den Widerstand in MM-Mode oder die capacitive Last bei MM verändern oder ob Sie für Ihr MC-System mit niedriger Ausgangsspannung den MM- oder MC-Eingang wählen, ob Sie mit dem Steelhead direkt den Endverstärker betreiben oder über Ihren Vorverstärker gehen, der Steelhead liefert Ihnen eine Reihe von Konstanten: darunter ungewöhnlich geringes Rauschen (unabhängig vom Gain, von der Last-Einstellung etc.) spektakuläre Ansprungschnelligkeit, rhythmische Bestimmtheit, Klarheit im musikalischen Lauf, atemlose machende Transparenz und ganz sicher erstaunliche Dynamik.

Haben Sie einen MC-Abtaster mit niedriger Ausgangsspannung, dann gehen Sie natürlich zuerst über den MC-Eingang. Darauf wählen Sie am Impedanz-Schalter die Stellung, die der Impedanz des Systems entspricht. Aber die ist nicht identisch mit dem DC-Widerstand Ihres Systems, den einige Systemhersteller fälschlicherweise als "interne Impedanz" bezeichnen. Aber wir sind alle irregeleitet. Am besten, Sie wählen die Impedanz nach dem Gehör.

Um die kapazitiven Werte für MM-Systeme einzustellen, finden Sie zuerst die Angabe des Systemherstellers zur kapazitiven Last heraus, davon ziehen Sie die Kapazität Ihres Kabels (für die gegebene Länge) ab, die Ihnen die meisten Kabelherstellen angeben müssten. Wenn Ihr System 150 pF vorgibt und Ihr Kabel 50 pF hat, dann wählen Sie 100 pF für die Einstellung.

Darauf hören Sie etwas Musik, drehen am Impedanz-Knopf des Trafos und was hören Sie? Anders als bei resistiver Last werden Sie feststellen, je niedriger Sie die Impedanz-Einstellung am Manley wählen, umso lauter und robuster der Klang. Das kommt daher, – wenigstens beim Helikon SL mit dessen vergleichsweise niedriger Quell-Impedanz – dass Sie die Übertragungsstärke in dem Maße vergrößern, wie Sie die Eingangs-Impedanz des Autoformers herabsetzen.

Aber ganz sicher sollten Sie selbst das MC-System mit dem niedrigsten Output über MM anschließen, wie ich es selbst auch getan habe. Bei den 0,22 mV des Helikon SL hatte ich mehr als ausreichend Gain und nacht-schwarzen Hintergrund. Was einen Klang mit noch größerer Reinheit und Feingefühl brachte; weswegen Marley eine variable Anpassung für MM anbietet, welche üblicherweise bei 47kOhm fest vorgegeben ist. Wenn der Hersteller Ihres MC-Abtasters Ihnen vorschlägt, diesen mit 47 kOhm zu spielen und Sie den MM-Eingang wählen, dann können Sie helleren Aufnahmen etwas Wärme verpassen, indem Sie mit der Lasteinstellung experimentieren. In der Theorie wird ein zu wenig gedämpfter Abtaster mit hörbarer Überlastung "klingeln", wenn er eine "Breitseite" zu verkraften hat. Wenn zu viel gedämpft, dann wird er zu träge reagieren und die Frequenzenden werden dadurch beschnitten.

In Praxis ist das wegen einer Vielzahl von Faktoren alles nicht so einfach. Im MC-Betrieb können Sie ähnliche Ergebnisse erzielen, wenn Sie eine Einstellung abseits des besten Impedanzabgleichs wählen. Am Ende sollten Sie durch Hören die besten Werte für die resistive Last und die Impedanz finden, besonders wenn eine solche Phonostufe Ihnen die Möglichkeit des fliegenden Wechsels bei den Einstellungen erlaubt.

So habe ich herumgespielt und mit dem Klang experimentiert, um die Positionen zu finden, die für mich am besten klangen. Der Steelhead hörte sich niemals übertrieben aufgedickt, romantisch oder zu warm an – es sei denn, die Aufnahme war so. Ich spielte eine deutsche Version von Stevie Wonders "You Are the Sunshine of My Life" vier Mal: indem ich zuerst den Helikon SL am MM- und dann MC-Eingang mit variablen Ausgang anschloss, und dann die gleichen Eingänge benutzend mit fixem Ausgang am Hovland HP-100. Jede Wiedergabe war anders. Zum Schluss bevorzugte ich den MM-Eingang mit dem Steelhead am Hovland, obwohl der direkte Anschluss sich "schneller" und reiner anhörte.

Ganz zum Schluss spielte ich Stevie Wonder Platte über die eingebaute Phonostufe des Hovland. Und, obgleich der Hovland sehr, sehr gut ist, konnte er gegenüber dem Steelhead nicht bestehen, besonders in der Bass-Dynamik, bei der Ansprunggeschwindigkeit und der Klarheit des Ganzen. Aber bei "You Are the Sunshine of My Life" war die leicht wärmere, langsamere und weichere Darbietung des Hovland die angenehmere.

Aber bei den Besten Aufnahmen – bei solchen, die ich als meine Referenzen einsetze – und im direkten Anschluss an den Endverstärker brachte der Steelhead eine unübertroffene Auflösung ultra-tiefer Details, manchmal grub er überraschend neue Musikinformationen aus bekannten Aufnahmen aus und lieferte die feinste makro-dynamische Basswiedergabe, die ich je auf Vinyl gehört habe, mit einer Ansprunggeschwindigkeit in den hohen Frequenzen, die klar-direkt, aber zart waren – wie man sie live hören könnte.

Insgesamt hat der Steelhead mir die beste Vinyl-Wiedergabe beschert, die ich jemals auf meiner Anlage gehört habe. Er verbindet Schnelligkeit, breites Frequenzband, Auflösung, harmonische Struktur, Focus, Luftigkeit, Tiefe der Klangbühne, spezielle Abbildung und, am wichtigsten, die umfassende musikalischen Kohärenz in einer Weise, dass die Musik aus den Lautsprechern herauszufliegen scheint, losgelöst von jeglichen mechanischen oder elektrischen Fesseln.

Wird der Steelhead für jeden Anwender perfekt sein? Nichts ist, und ich wette, dass einige Hörer ihm mangelndes "Aufblühen" in den Mitten und unzureichende Fülle ankreiden werden. Ein solid-state System wie die Referenz von Audio Research braucht vielleicht ein lupenreines Röhren-Phonoteil, um die ehrliche Ausweitung im hohen Frequenzbereich und die stürmische Schnelligkeit des Steelhead auszugleichen. Und natürlich haben schlechte Aufnahmen – von denen es mehr gibt, als wir zugeben wollen – keine Chance, ihre Schwächen zu verbergen, wenn sie mit einer Phonostufe zusammen kommen, die diese so gnadenlos aufdeckt (wie der Steelhead). Aber dafür habe ich ja die voll-klingenden Amperex Bugle Boy ECC88, die mit solchen Zumutungen gegenüber der analogen Kunst mit Bravour fertig werden würden.

Leider wurde der Steelhead als eine Komponente konzipiert, bei der der Preis keine Rolle spielt. Als EveAnna am Ende alle Kosten auflistete, kam als Eintrittsgeld der beachtliche Betrag von EUR 9.300,00 heraus. Aber bedenken Sie: wenn Sie audiophiler Nur-Analog-Hörer sind, dann können Sie sich den Vorverstärker sparen und Sie können den festen Ausgang als "Record Out" benutzen. Wer mit vielen Quellen arbeitet, der wird so vorgehen, wie ich es während des Tests getan habe: ich habe 2 NF-Kabelpaare am Endverstärker angeschlossen, ein Paar vom Steelhead, ein anderes vom Vorverstärker. Wird dies meine permanente Anlagen werden? Ich denke ernsthaft darüber nach.


Übersetzung (E. Gries) des Berichtes erschienen im AV Guide 1/2002


Manley Labs Steelhead Phonoteil

Scot Markwell



Mir fällt spontan der Kommentar beim Erscheinen des originalen Koetsu MC Abtastsystems ein: ein wirklich großartiges Produkt kommt auf den Markt, das mit einem Schlag den Standard einer Geräte-Gattung neu definiert und wie ein neuer, heller Stern alle anderen Mitbewerber, die das Schicksal teilen, sich in seinem Dunstkreis aufzuhalten, in den Schatten stellt. Ein solches neuartiges und mitreißendes Produkt ist der Manley Steelhead als hybrides Röhren-FET-Übertrager-Phonoteil.

Dieses Gerät wurde, wenn ich es richtig verstanden habe, von EveAnna Manley ausgedacht, als etwas, was sie schon lange verwirklichen wollte, um wieder ihre vielen LPs zu hören, die inzwischen in den Regalen Staub angesammelt hatten. Dazu soll sie die Losung ausgegeben haben, "wenn wir dieses Projekt angehen, dann werden wir es auch richtig machen".



Was ist aus dieser Vision geworden? Eine zweiteilige Phonostufe (separates Netzteil und Hauptgerät) auf Röhrenbasis, das jedes noch so ausgefallene TA-System "verarbeiten" kann, sei es MM oder MC, unabhängig von der Ausgangsleistung, hoch oder niedrig, mit 2 MC-Eingängen und 1 MM-Eingang, mit fixem Ausgang zum Anschluss an einen Vorverstärker und variablem Ausgang, wenn gewünscht, zum direkten Anschluss an einen Endverstärker. Dieses Gerät ist kompromisslos, ohne Konzessionen einzugehen, entwickelt worden.

Lassen Sie es mich auf den Punkt bringen: Dies ist mit einem nicht geringem Abstand die feinste Phonostufe, die ich je gehört habe, in meiner oder in einer fremden Anlage. Jetzt sollten Sie in Betracht ziehen, dass es wesentlich teurere (ja, auch esoterischere) Phonostufen auf dem Markt gibt; und einige von Ihnen werden vom Gehör oder vom Gefühl zu urteilen, der Meinung sein, dass die eine oder andere besser sein mag (so fällt mir z.B. die neue große Zandem aus Japan als Kandidat für eine solche Beurteilung ein, oder auch die berühmte FM Acoustic Phonostufe), aber nach meinen Ohren und den Kriterien, die meiner Meinung nach für die Musikalität von Bedeutung sind, erfüllt die Steelhead meine Vorstellungen eher als alle anderen.

Wo sollen wir anfangen? Ich denke mit den Punkten, die mir wichtig sind und besonders am Herzen liegen: die Qualität und der Umfang des Tiefenbereichs und das dynamische Impulsverhalten. Das erste, was Sie beim Hören dieses Gerätes gefangen nimmt (und begehen Sie nicht meinen Fehler, den Steelhead zu hören, ehe Sie ihn beim ersten Mal nicht zuvor 4-5 Stunden "eingefahren" haben, danach braucht er jeweils 15-30 Minuten nach dem Hochfahren aus der Standby-Position, um gut zu klingen. In der Stanby-Position sollten das Gerät immer belassen, wenn Sie nicht hören. Ich empfehle dringend, ihn nicht ganz ausschalten, denn sonst müssen Sie die "Anfahr"-Prozedur jedesmal neu durchlaufen, so wie bei meinem Plinius M-14, meiner Referenz-Phonostufe).

Den Steelhead hörte ich zum ersten Mal auf der CES 2001 in Las Vegas, im Coincident-Raum; aus diesem kamen mir Klänge entgegen, die mich bis auf die Knochen trafen und mich unausweichlich in den Raum zogen, um nachzusehen, woher diese aufregende Musik kam. Israel Blume, Entwickler und Chef von Coincident Speaker Technology spielte einige von Chad Kassem's vor kurzem direkt auf Platte aufgenommenen Blues-Stücken. Der realistisch volle Bass, in dieser Amplitude, in korrekter Tonalität, mit direktem und dynamischen Druck waren eine Entdeckung für mich. Fast ein Jahr später sind die Eindrücke bei dieser und anderen Aufnahmen unverändert geblieben: keine andere Phonostufe ist wie der Steelhead fähig, die Bass-Frequenzen so echt hervorzubringen und klagen zu lassen. Egal, ob Blues, Rock, Jazz oder klassische Aufnahmen, immer zieht er die vollen Tiefen-Register und macht jedem klar, warum die Tiefen-Frequenzen als das Fundament jeder Musik bezeichnet werden. Wenn der Bass nicht korrekt wiedergegeben wird oder nicht voll genug rüber kommt, dann leidet das ganze Klangspektrum bis hinauf zu den oberen Frequenzspitzen. (Wenn Sie eine Anlage hören, die einen wirklich tiefen Bass, z.B. bis unter 30 Hz, überzeugend spielen kann, dann können Sie die Höhen besser wahrnehmen und auch die ambienten Teile einer Aufnahme kommen realistischer zur Geltung). Aufnahmen mit einem ausgeprägten Bass und vielen Elementen aus dem ambienten Umfeld, wie Elgar's Coronation Ode (EMI ASD 3345) werden mit dem Steelhead in einer Größe und mit einer Raumabbildung wiedergegeben, die nicht nur angemessen erscheint, sondern auch realistisch nach menschlichen Maßstäben. Legen Sie etwas härteres auf den Plattenteller – Joe Harley's AudioQuest direkte Analog-Aufnahme, Mighty Sam McLain's Give it up to Love (AudioQuest AQ-LP 1015) zum Beispiel – um zu erfahren, welch reiche Beute R&B Musik für Sie und Ihre Seele sein kann.

Hand-in-Hand mit der überzeugenden Bass-Qualität des Steelhead kommt seine Fähigkeit, die volle Dynamik einer Aufnahme wiederzugeben und zum Leben zu erwecken. Ich habe Platte auf Platte gespielt, um zu sehen, wie weit ich die Erfahrung vorantreiben könnte, die Grenzen des Steelhead bei der Abbildung aller Details, die in einer Aufnahme enthalten sind, hörbar zu erfahren. Ich mußte aufgeben, bevor der Steelhead dabei auch nur eine einzige Schwäche gezeigt hätte. Der Plinius M-14 ist meine Referenz und eine vorzügliche Phonostufe, aber in dieser Disziplin ist ihm der Steelhead überlegen.

Diese letzten 1-2 dB an Punch sind von enthüllender Bedeutung bei meinen Platten. Nehmen Sie zum Beispiel meine Lieblingsaufnahme, Elgar's Caractacus (EMI SLS 998). Darauf gibt es eine Stelle, in der Orchester, Orgel und großer Chor voll ausbrechen und ein wundersames und spektakuläres Klangbild erzeugen. Als ich es mit dem Steelhead hörte, kam es mir vor, als würde der Raum lebendig, ausgefüllt mit einem riesigen musikalischen Ungeheuer, das aus meinem Lautsprechern in den Raum hinein stürmte. Spontane Freudenschreie oder Tränen, wie auch bei Mahlers 8. Symphony (London OSA 1295, mit Solti und dem Chicago Symphony und Chor) konnte ich einfach nicht zurückhalten. Dies ist für mich ein untrüglicher Qualitätsnachweis bei der Musikwiedergabe im privaten Bereich – wenn der Hörer unbewusst und spontan zu einer derartigen unmittelbaren, emotionalen Reaktion veranlasst wird.

Als nächstes fällt bei dieser bemerkenswerten Phonostufe die Reinheit der Wiedergabe, ohne jegliche künstliche Verzerrungen auf. Ich habe eine Reihe von Platten aufgelegt, die nach meiner Überzeugung übermoduliert oder einfach schwer zu spielen waren; und was musste ich erfahren? Sicher waren einige Aufnahmen schlecht gepresst oder zu wild oder unmöglich abzuspielen, viele haben der Phonostufe einfach zu viel zugemutet. So sind zum Beispiel einige Passagen auf Joni Mitchell's Blue (Reprise MS-2038) bekanntermaßen schwer für ein TA-System abzutasten oder für eine Phonostufe zu "entschlüsseln". Aber der Steelhead und ein gutes Abtastsystem, wie die beiden zuletzt benutzten MC Modelle, der Sakura Systems/47 Labs Miyabi oder der Dynavector DV XV1, gaben Joni Mitchell's Stil, mit all ihren Dehnungen sowie den Schwankungen und Modulationen des Timbres ihrer hohen Stimmlage voll und intakt wieder, in einer mitreißenden Intensität und vibrierend, wie ich sie zuvor nie hören konnte.

Ebenso bei Chad Kassem's state-of-the-art 45 RPM Doppelalbum der Nancy Bryant Songs (Neon Angel, Acoustic Sounds APO 2013). Bryant's Stimme ist zu zwei Drittel Himmel und einem Drittel Hölle. Sie ist schön und dann wiederum zu schwierig, um sie sauber wiederzugeben, ohne negative Effekte in der Anlage oder beim Hörer zu erzeugen. Aber über den Steelhead und mein Abtastsystem, das ich während der letzten Monate benutzt habe, klingt ihre Stimme glockenklar, von schöner Reinheit und mit dynamischen Nuancen, die mir einen Gefühlsschauder über den Rücken laufen ließen.

Unter dem Strich: d e r S t e e l h e a d s p i e l t M u s i k; Aufnahmen und Künstler projiziert er lebendig in meinem Raum, bereitet mir eine kaum zu steigernde Freude und entführt mich aus dem Stress und den Enttäuschungen des täglichen Lebens. Mit ihm konnte ich in meine Plattensammlung neu "hineinfahren", so als bewegte ich mich auf einer Zeitmaschine. Es gab für mich nur noch die Frage, wann würde ich mir dieses Gerät leisten können; denn es würde mir fehlen.

Was der Steelhead auf keinen Fall tut: er schmeichelt den Aufnahmen nicht, "romantisiert" nicht und versucht sie auch nicht "runder" zu machen. Der ersten Röhren-Gain-Stufe ist ein JFET-Feld größerer Geometrie vorgelagert, so dass das Gerät nicht ausschließlich auf Röhren aufbaut. Aber dieser Solid-State-Teil des Gerätes ist von der "milden" Art (mit anderen Worten: warme und weiche Stücke werden auch warm und weich wiedergegeben). Der inhärente Klangcharakter eines jeden Stückes bleibt unangetastet erhalten. Der Steelhead ist auf erfreuliche Weise neutral und bleibt gegenüber den Aufnahmen bis zur Selbstverleugnung ehrlich. Einige mögen die kräftige Wiedergabe des Signals als Nachteil empfinden und sich etwas mehr an zusätzlicher Wärme wünschen. Für mich dagegen ist es wichtig zu hören, was in den Rillen wirklich eingraviert ist, und der Steelhead sagt mir die Wahrheit.

Im Vergleich zu den mir sehr geläufigen Phonoteilen: Plinius M-14, Groove, und Aesthetics Io liegt der Klangcharakter des Steelhead dem des Plinius M-14 am nächsten. Beide haben die erstaunliche Fähigkeit zu einem kräftig-stampfenden Bass und sind außergewöhnlich bei der Abbildung der Höhen, und kein noch so schwieriges Signal kann sie in Verlegenheit bringen, unabhängig von Art der Aussteuerung oder der Komplexität der Aufnahme. Beide lassen außerdem das Signal intakt, fügen nichts hinzu und nehmen nichts weg. Was nicht bedeuten soll, dass sie nach Transistor klingen; sie sind einfach nur ehrlich. Die Klangbilder des Steelhead haben etwas mehr Körper und Gewicht. Bei ihm hat das Klang-Skelett mehr Fleisch und Muskeln. Was natürlich nicht überraschen darf, wenn man die Preise vergleicht, denn der des Steelhead liegt mehr als doppelt so hoch. Der Groove ist trotz seines modernen, kompakten, solid-state Aufbaus, etwas wärmer und lebendiger in einer angenehmen Art und Weise, auch ist sein Klang etwas voller. Aber in der Bass-Dynamik und in der Offenheit der oberen Frequenzen bleibt er hinter dem Steelhead zurück. Der Preisvergleich zwischen diesen beiden Geräten suggeriert allerdings auch einen Überlegenheit des Steelhead. Der vollkommen auf Röhren aufgebaute Aesthetics Io spielt nie zu warm oder zu weich, eher musikalisch und offen, wie es nur Röhren können, allerdings begleitet von einem Geräuschpegel, beträchtlicher Wärmeabstrahlung und hohem Röhrenverbrauch. Zudem besteht der Io aus 2 großen schwarzen Kästen, die durch ihr unansehnliches Äußere auffallen. Gäbe es die Steelhead nicht, würde ich mich dennoch für den Io entscheiden, vor allem dann, wenn die Röhrenleistung sich noch nicht auf der abfallenden Kurve befindet, ich die Wärmeerzeugung akzeptieren und mit dem Zwang, regelmäßig größere Mengen an Röhren tauschen zu müssen, leben könnte.

Aber es gibt den Steelhead, und wer bereit ist, den Preis dafür zu zahlen, eine ausreichend große Plattensammlung besitzt, um diese Investition als nicht vollkommen verrückt rechtfertigen zu können, der sollte unbedingt die Manley Phonostufe hören.